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Sachbericht zum LEADER-Projekt

Bedeutung und Mehrwerte von Dach- und Regionalmarken für das touristische Standortmarketing sowie die regionale Identitätsbildung – Transnationale Kooperation zwischen den LEADER – Regionen „Eifel“ und „Riesengebirge“

Die StädteRegion Aachen pflegt seit 1990 eine intensive und freundschaftliche Kooperation mit dem Kreis Jelenia Góra, Polen. Der Kreis Jelenia Góra ist Teil der polnischen LEADER-Region „Riesengebirge“ (Lokalna Grupa Dzialania Partnerstwo Ducha Gór).

Neben dem formalen Austausch der beiden Verwaltungen baut die StädteRegion Aachen mit ihrem Städtepartner Jelenia Góra aber auch thematische Netzwerke auf. Andere Städtepartner_innen sollen sich daran beteiligen können und so von dem Wissen aus über 25 Jahren deutsch-polnischer Partnerschaft profitieren.

Bereits in mehreren zurückliegenden internationalen Projekten ist die langjährige gute und vertrauensvolle Kooperation der Beteiligten bestätigt worden.

Da in beiden Regionen das Thema „Markenprozess“ eine große Rolle spielt, konnten wir durch das umgesetzte Projekt die Partnerschaft um diesen Themenbereich erweitern.

Die LEADER-Region Eifel konnte hierbei auf die Erfahrungen der Eifel Tourismus GmbH zurückgreifen, die den Dachmarkenprozess Eifel erfolgreich auf den Weg gebracht hat. In der polnischen LEADER-Region „Riesengebirge“ konnten wir auf die Erfahrungen der lokalen Verwaltungen im Bereich Tourismus und der lokalen Aktionsgruppen „Stowarzyszenie Lokalna Grupa Działania Partnerstwo Ducha Gór“ aus dem Kreis Jelenia Góra und der grenzanliegenden lokalen Aktionsgruppen „Stowarzyszenie Lokalna Grupa Działania Kwiat Lnu“ in Polen zurückgreifen. Die lokalen Aktionsgruppen arbeiteten mit lokalen Kunstschaffenden  und Produzierenden, die regionale Produkte anbieten, zusammen. Es entstehen neue Verkaufsmöglichkeiten und Informationspunkte als Ergänzung zu den regulären und bekannten Tourismusinformationszentren mit regionalen Informationsstellen und Verkaufsstellen: („Przewodnik za lada“) „Reiseführer hinter der Theke“.

Das LEADER-Projekt – Bedeutung und Mehrwerte von Dach- und Regionalmarken für das touristische Standortmarketing sowie die regionale Identitätsbildung – Transnationale Kooperation zwischen den LEADER-Regionen „Eifel“ und „Riesengebirge“ sollte als Maßnahme zur Umsetzung der regionalen Entwicklungsstrategien in den Bereichen touristisches Standortmarketing und Identitätsbildung (Stärkung der regionalen Identität) dienen.

Die vorrangigen Ziele der regionalen Entwicklungsstrategien der beiden LEADER-Regionen Eifel und Riesengebirge sind:

  • Förderung und Qualifizierung von bürgerlichem Engagement,
  • Stärkung von Identität und Wertschätzung,
  • Inner- und Interregionale Partnerschaften und
  • Förderunabhängige Verstetigung und Finanzierung.

 

Die Maßnahmen des Projekts sind zwischen dem 09.11.2017 und 31.12.2019 umgesetzt worden.

Die Auftaktveranstaltung in der StädteRegion Aachen fand im Dezember 2017 statt als Informations- und Erfahrungsaustausch im Hinblick auf die Entwicklung einer Regionalmarke.

Die Auftaktveranstaltung in der StädteRegion Aachen. (Urheber: Wiesław Dzierzba)

Zur Auftaktveranstaltung kamen Fachleute der Regionalmarke EIFEL und Riesengebirge sowie Vertretungen des Kreises Jelenia Góra, Polen und der StädteRegion Aachen in Monschau zusammen. Sie diente zur Prüfung, ob 2018 ein eigener Städtepartnerschaftsstand auf dem Monschauer Weihnachtsmarkt mit regionalen Produkten aus dem Kreis Jelenia Góra realisiert werden kann.

Im Rahmen der ersten Veranstaltung konnten die Geladenen neben den obligatorischen Arbeitsgesprächen der Fachleute als Best-Practice-Beispiele zwei aktuelle LEADER-Projekte aus unserer Region besichtigen.

Die Delegationsteilnehmenden haben den Vichter Dorfladen mit einem integrierten Café als Begegnungsstätte für die Dorfbewohner_innen sowie den Walderlebnisparcours „Kölschkier“ besucht.

Herr Leyendecker, erster Vorsitzender der Zukunftswerkstatt Kalterherberg e.V., erläuterte bei Schnee und Temperaturen unter 0°C den Walderlebnisparcours „Kölschkier“ vor Ort. In der Zukunftswerkstatt Kalterherberg e.V. engagiert sich die Bürgerschaft ehrenamtlich für die Dorfentwicklung von Kalterherberg. Ziel des Walderlebnisparcours ist es, die touristische Attraktivität der Wanderregion zu steigern, einen interessanten Lernort in der Natur zu schaffen und den Einheimischen und Besuchenden auf spielerische und einfache Art und Weise ein Naturerlebnis und Sensibilität für die Natur zu bieten.

In den folgenden zwei Jahren fanden regelmäßig Fachtagungen mit praxisbezogenem Erfahrungsaustausch und Fachexkursionen (integriert in die Fachtagungen) statt.

Als Hauptveranstaltung in Deutschland fand die EUREGIO  Wirtschaftsschau 2018 und 2019 in Aachen statt, bei der sich sowohl die lokale Aktionsgruppe (Stowarzyszenie Lokalna Grupa Działania) Partnerstwo Ducha Gór“ mit den lokalen Produzierenden als auch die Kreisverwaltung Jelenia Góra mit ihrem touristischen Angebot aus Polen präsentiert hat.

Ein Ziel der LAG ist die Förderung und Entwicklung der lokalen Gesellschaft sowie eine Weiterentwicklung der Produkte und der Marke mit dem Fokus auf unbehandelte Lebensmittel.

Auf der polnischen Seite fanden im Rahmen des Riesengebirgstreffens 2018 und 2019 Fachtagungen mit praxisbezogenem Erfahrungsaustausch und Fachexkursionen statt. Das Riesengebirgstreffen ist ein jährlich stattfindendes Unternehmendenforum, bei dem sich internationale Unternehmende aus der Tourismusbranche und beteiligte Agierende für die Entwicklung der Region Jelenia Góra zusammenfinden. Das Treffen bietet eine Plattform an, um sich auszutauschen und Kontakte zu knüpfen. Darüber hinaus werden Unternehmen und Personen ausgezeichnet, die sich besonders für die Region vor allem im touristischen Sektor (besondere touristische Leistungen) verdienet gemacht haben. Als Best-Practice-Beispiel haben die Delegationsteilnehmenden in dem Zusammenhang das Erntedankfest auf Schloss Lomnitz besuchen können.

Unsere Polnischen Partner_innen haben uns die traditionellen Lebensmittel präsentiert. (Urheber: Monika Lulinski)

Unsere polnischen Partner_innen haben uns präsentiert, wie traditionelle polnische Lebensmittel wie Gebäck, Fleischwaren und Ziegenkäse vom Biohof sowie handgemachte niederschlesische Marmeladen von den Einheimischen produziert und regelmäßig auf themenbezogenen Märkten wie Erntedankfest oder Weihnachtsmärkten verkauft werden. Als Kulisse für das Erntedankfest dienten die historischen Gutsgebäude mit Leinenladen, Restaurant „Alter Stall“ und Vorführküche.

Hierbei nahmen auch die lokalen Produzierenden teil, die sich im Dezember 2018 am Monschauer Weihnachtsmarkt mit ihren regionalen Produkten präsentiert haben.

Ab dem 23.11. – 23.12.2018 haben die beiden lokalen Aktionsgruppen „Stowarzyszenie Lokalna Grupa Działania Partnerstwo Ducha Gór“ aus dem Kreis Jelenia Góra in Polen und „Stowarzyszenie Lokalna Grupa Działania Kwiat Lnu“ aus dem Kreis Landeshut in Polen mit ihren lokalen Produzierenden an fünf Wochenenden auf dem Monschauer Weihnachtsmarkt ihre lokalen Erzeugnisse präsentiert und verkauft. Zu den regionalen Produkten zählten polnische Lebensmittelspezialitäten sowie Handwerkskunst aus der Region. Der Stand ist von den Besuchenden gut angenommen worden, wobei das schlechte Wetter grundsätzlich für reduzierte Besuchszahlen gesorgt hat. Alle Ausstellenden waren mit der Möglichkeit der Präsentation ihrer lokalen Produkte auf dem Weihnachtsmarkt Monschau zufrieden, auch wenn die Umsätze unter den Erwartungen der Produzierenden blieben. Sie versicherten, dass eine Zusammenarbeit sowohl für die polnischen Produzierenden als auch für die LEADER Aktionsgruppe (Stowarzyszenie Lokalna Grupa Działania Partnerstwo) „Ducha Gór“ positiven Nutzen gebracht hat. Ohne die Förderung wäre eine Teilnahme aufgrund der hohen Reise- und Übernachtungskosten nicht möglich.

Präsentation der lokalen Produkte auf dem Weihnachtsmarkt in Monschau. (Urheber: Monika Lulinski)

Die Mitglieder des Städteregionalen Partnerschaftsbeirates haben ehrenamtlich die Patenschaft für die Betreuung der polnischen Besuchenden übernommen.

Zukünftig sollen mit Unterstützung des Vereins zur Förderung der Städtepartnerschaften in der StädteRegion Aachen e.V., polnische Produzierende auf Weihnachtsmärkten in der Region, Monschau, Stolberg und Aachen sowie auf der EUREGIO-Wirtschaftsschau in Aachen sich mit ihren regionalen Produkten präsentieren.

Darüber hinaus war das Projekt auch ein relevantes Thema bei den regelmäßigen Treffen z.B.: auf der ITB Berlin 2018 oder den traditionellen großen themenbezogenen Delegationen.

Dank des Projekts konnte ein Informations- und Erfahrungsaustausch sowie Know-how Transfer im Hinblick auf Strategien eines Dachmarken- bzw. Regionalmarkenprozesses gefördert werden. Die beteiligten Agierenden haben vielfältige Erfahrungen sammeln, Best Practice Projekte erkunden, sich austauschen und für sich individuelle Schlussfolgerungen und zukünftige Ziele ableiten können. Darüber hinaus konnte durch das Projekt eine verstärkte Vernetzung der jeweiligen regionalen Partner_innen vor Ort stattfinden. Die Verwaltungen sind stärker in die LAG-Prozesse einbezogen worden und die partizipative Arbeitsweise mit seinem starken ehrenamtlichen Engagement bzw. Bürgerschafts-Engagement konnte verstärkt werden.

Wir konnten den Prozess der Markenbildung unserer polnischen Partner_innen begleiten, sie beraten und unsere Erfahrungen einfließen lassen, aber auch sinnvolle Erkenntnisse gewinnen.

Regionale Produzierende, Verarbeitende, Handel sowie Betriebe profitieren gemeinsam von Dach- und Regionalmarken. Sie können sich untereinander austauschen, ihre Waren unter einer Marke anbieten und somit die regionale Wirtschaft vorantreiben.

Sowohl auf der polnischen als auch auf der deutschen Seite haben wir erfahren, dass regionale Produkte in regional ansässigen Gaststätten und in ansässigen Dorfläden angeboten aber auch in lokalen Supermärkten verkauft werden. Somit können neue Absatzwege entstehen. Dies sind Vorteile und Mehrwerte für das touristische Standortmarketing sowie die regionale Identitätsbildung.

Dach- bzw. Regionalmarken bieten die Möglichkeit einer gemeinsamen Werbestrategie für die Region, die an die Bedürfnisse der verschiedenen Zielgruppen angepasst ist, um eine starke, erkennbare Marke aufzubauen. Mit dieser ist eine Identitätsbildung (Stärkung der regionalen Identität) möglich, die eine nachhaltige und zukunftsorientierte Entwicklung in der Region unterstützt.


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